Vergiss jetzt erstmal das Geld. Ruh dich aus und nachher kannst du was essen. Dann überlegen wir ernsthaft. Ich stand langsam auf und ging zur Küchenzeile, wo ich begann das übergebliebene Essem von Gestern aufzuwärmen. "Ricoooo! Hunger!" Gleich fertig! Hände waschen und her mit euch! Hilf deinem Bruder Felix! Lars kam, gestützt von seinem Zwilling, ins Wohnzimmer gehumpelt, nachdem sie im Bad ihre Hände gewaschen hatten.

Daraufhin nickte ich abwesend. Mein Blick ging langsam wieder ins Leere. Nur so nebenbei bekam ich mit, wie er Essen aufwärmte und die anderen beiden Hände waschen waren. Ich konnte nicht klar denken. Es war, als wäre alles um mich herum bunt und schön. Da ich diese Dosis jedoch schon sehr oft intus gehabt hatte, klang die Wirkung recht schnell wieder ah. Zumindest brauchte ich nicht gleich wieder Heroin.

Ich verteilte das Essen auf vier Tellern. Die Zwillinge bekamen natürlich etwas größere Portionen. Ally bekam auch noch einen guten Teil und ich begnügte mich mit dem Rest des Auflaufes. Guten Appetit. Die Zwillinge wiederholten was ich gesagt hatte und begannen zu essen. Zwischendurch fragtennsie mich immer wieder etwas zu Ally. Etwa, was mit ihr los sei und was sie genommen hätte. Leise beantwortete ich ihre Fragen soweit ich es ihnen zutraute, dass sie es bei sich behalten konnten.

Ich woederholte seine Worte ebenso und begann ebenfalls zu essen. Mir entging nicht, wie er leise mit seinen Brüdern sprach, jedoch konnte ich nicht verstehen, um was oder wen genau es ging. Jedenfalls konnte ich langsam wkeder ein wenig denken. Und immer wieder hallten Ricos Worte in meinem Kopf wieder. Wir finden eine Lösung... Er hat von Anfang an immer von wir gesprochen, so als würde er dazu gehören... er scheint mich trotz allem nicht aufgegeben zu haben. Aber warum? Eigentlich wäre es doch viel einfacher für ihn, das zu melden, sodass ich von der Schule fliege und für immer weg bin... dennoch hat er es nicht gemacht... er ist der erste, der in mir keinen hoffnungslosen Fall skeht...

Ich räumte ab und half dann meinen Brüdern bei ihren Hausaufgaben, ehe ich sie ins Bett brachte. Ich laß ihnen etwas vor, sie meinten zwar immer sie wären schon zu alt für so etwas, doch ohne konnten und wollten sie dann doch nicht einschlafen. Ich gab beiden einen Kuss auf die Stirn, ehe ich den Raum verließ, die Tür ein Stück offen lassend. So hörte ich immer gleich ob einer von beiden einen Alptraum hatte, was leider oft vorkam. Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück und setzte mich Ally gegenüber. Ich lächelte sie an, doch mein Blick war ernst. So. Und jetzt suchen wir nach einer Lösung.

Leise hatte ich mich zu der Tür geschlichen, um zu beobachten, was Rico bei seinen Brüdern machte. Und was ich da beobachtete, trieb mir Tränen in die Augen. Denn es war genau das, was mir seit damals fehlte. Was ich seit damals schmerzlich vermisste.
Als ich sah, dass er wieder zurück kehrte, ging ich schnell zu meinem Platz zurück und setzte mich wieder hin. Nach seinen Worten blickte ich ihn wieder an. "Ich bin bisher zwei Mal rückfällig geworden. Es liegt wohl vor allem daran, dass danach mein Leben so geblieben ist wie vorher" , meinte ich dann. Und jetzt suchen wir eine Lösung... Wir... Das ist so ungewohnt.

Ich hörte ihr zu und nickte. Ich verstehe. Erzählst du mir bitte etwas von deinem Leben? Wenn es an ihrem Leben liegt, das sie Rückfällig wird, hilft es vielleicht, wenn sie doch... bei uns lebt. Wenn das rauskommt... Aber ich kann sie auch nicht zurück in ihr Leben lassen.

Ich nickte. Kurt dachte ich nach, wo ich anfangen sollte. "Nun, ich gehe normalerweise, sobald Schulschluss ist, sofort zur Arbeit. Dort stehe ich am Fließband, es ist Akkordarbeit, muss ich meistens bis spät arbeiten. Wenn ich dann sozusagen nach Hause komme, bleibt nicht mehr viel Kraft, um irgendwas zu tun. Aktuell wohne ich in einer Ruine, wirklich sicher ist es nicht. Dazu will ich nicht zeigen, dass ich in den Augen anderer arm bin. Das alles auch noch gut zu verbergen, ist schwer. Damals bin ich an die falschen Leute geraten, es fing mit den Drogen an und ging nur noch abwärts. Irgendwie versuche ich, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen,
aber wenn alles so bleibt, werde ich es nicht schaffen", erzählte ich dann ehrlich. Deswegen beschämt senkte ich den Blick auf den Tisch.

Ich überlegte eine Weile nachdem sie ihre Geschichte beendet hatte. Mir fiel leider nur eine Lösung ein und die würde mir wirklich Ärger bringen, wenn das heraus kam. Dennoch wollte ich ihr wirklich helfen. Mir fällt nur ein Weg ein. Du gibst diese Fließbandarbeit auf und suchst dir eine, die nicht so viel deiner Zeit verbraucht. In der Ruine solltest du nicht bleiben, das ist gefährlich. Wenn du willst kannst du wirklich vorerst bei uns unterkommen. Irgendwie wird das schon gehen. Ich warf einen Blick zu dem Zimmer meiner Brüder hinüber. Sie schienen friedlich zu schlafen, was mich beruhigte.

Es wurde eine Weile still. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Als er dann eine Lösung vorschlug, sah ich ihn überrascht an. Es ist fast so, als würde es ihn kümmern, was mit mir passiert... Langsam nickte ich. "Okay, das klingt sehr gut", stimmte ich zu, "aber darf ich dir noch eine Frage stellen? Versteh micb nicht falsch, aber... warum tust du das alles für mich? Sicher, ich hab dich um Hilfe gebeten, aber es könnte dir genauso gut egal sein... ich meine, eigentlich wäre es doch leichter, mich einfach zu melden. Im Grunde würdest du mich danach vermutlich nie wieder sehen, wahrscheinlich würde ich dann in einer Seitengasse an einer Überdosis verenden, ohne dass es irgendwen kümmern würde. Warum hilfst du mir, obwohl ich im Grubde eine völlig Fremde bin?" Mir kamen schon wieder die Tränen, weshalb ich den Blick abwandte. Ein paar konnte ich nicht zurück halten. Ich legte eine Hand über die Augen. "Tut mir leid, ich... ich bin dir einfach so dankbar..."

Ich seufzte schwer und legte ihr meine Hand auf die Schulter. Weil ich weiß wie es ist vor dem Nichts zu stehen. Ohne meine Brüder wäre ich vielleicht auch abgesackt nach... Ich unterbrach mich und lächelte wieder. Ich hoffe nur, dass das in der Schule nicht die Runde macht.

Mit großen Augen sah ich aif, als er mir eine Hand auf die Schulter legte. Ich hörte zu. Ein warmes Lächeln bildete sich einen Moment auf meinen Lippen: "Ich hab vorhin beobachtet, wie du dich um soe gekümmert hast... sie haben einen guten, großen Bruder."
Erst nach ein paar Sekunden redete och wegen dem eigentlichen Thema weiter: "Ich werde vorsichtig sein. Allerdongs wird es mkr nicht so ganz möglich sein, die nächsten vier Wochen in die Schule zu gehen. Wenn ich einen Entzug mache, werde ich erst mal vier Wlchen auf kalten Entzug gesetzt. Das wird die härteste Zeit. Da mich dejne Brüder so nicht sehen sollen, werde ich in eine Entzugugsklinik gehen. Danach komme ich auf Methadon, dessen Dosis immer weiter reduziert eird, bis ich es nicht mehr nehmen muss."

Ich würde für sie alles tun. Ein etwas trauriges Lächeln lag auf meinen Lippen, als ich noch einmal kurz zum dunklen Zimmer sah, ehe ich wieder Ally anblickte und ihr zuhörte. Dann nickte ich. Das ist wohl die beste Lösung. Ich werde mit dir alles nachholen was du verpasst. Denkst du, du schaffst das?

Leicht musste ich lächeln. Das erinnerte mich selbst an Familie, ich hatte diese auch einmal gehabt. Nach allem, was bisher geschehen war musste ich ehrlich zugeben, dass er ein sehr guter Mensch war. Dankbar lächelte ich ihn an. "Vielen, vielen Dank! Ich denke, das sollte ich schaffen und das werde ich auch dieses Mal ganz bestimmt!", meinte ich fest entschlossen, "dann werde ich morgen in die Klinik gehen und den Entzug anfangen. Und wenn ich mich später für deine Hilfe irgendwann erkenntlich zeigen kann, lass es mich wissen."

Darüber reden wir, wenn du wieder da bist. Ich lächelte, doch musste dann gähnen. Es wurde spät und ich hatte Morgen viel zu tun. Ich werde dir die Couch zum Schlafen herrichten, okay?